Viel Atmen als Ursache von Beschwerden oder Krankheiten ist keine Modeerfindung oder Spinnerei. Es kann als Hyperventilationssyndrom mit bestimmten Symptomen in der ICD 10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) unter F 45… somatoforme Stöungen oder unter R06 Störungen der Atmung gefunden werden.
Es werden zwei Formen unterschieden: die akute und die chronische Hyperventilation.
Die akute Form des Hyperventilationssyndroms
ist recht bekannt: Ausgelöst durch psychische Belastungen, beispielsweise eine schlechte Nachricht oder eine stress- oder angstauslösende Situation beginnt die Person tief und schnell zu atmen. Dies führt zu vielfältigen Symptomen. Hier ist nur eine kleine Auswahl aufgeführt: „Kribbeln“ oder Taubheitsgefühle an Armen und Beinen, Benommenheit, Schwindel; Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit/Schläfrigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Schwitzen, Kältegefühl bis hin zu ängstlich-depressiven Stimmungslagen oder Ohnmacht.
Das schnelle und tiefe Atmen führt zu einer Verminderung des CO2 im Blut. Dies produziert o.g. Symptome. Im akuten Hyperventilationsanfall sind die Symptome schnell und heftig und die Diagnose ist meist schnell klar.
Als therapeutische Erstmaßnahme wird meist das beruhigende Eingehen auf den Patienten und das Atmen in eine Tüte, die über Mund und Nase gezogen wird, empfohlen.
Das chronische Hyperventilationssyndrom
ist nicht so einfach zu diagnostizieren. Hier zeigen sich eher unspezifische Symptome.
Laut Ärzteblatt (Dt Ärztebl 1999; 96: A-694-697, [Heft 11]) zählen zu den
Leitsymptomen der chronischen Hyperventilation:
- "Schwindelgefühle (kein Dreh- oder Schwankschwindel!),
- thorakale Beschwerden,
- kalte Extremitäten sowie
- psychische Symptome wie Müdigkeit, Angst und Nervosität …“.
Daneben gibt es weitere Beschwerden, die seltener auftreten und nicht zu den Leitlinien gerechnet werden.
Die Diagnosestellung bei chronischer Hyperventilation ist nicht ganz so leicht:
Akute Anfälle kommen nicht vor. Der Körper hat sich an einen leicht erniedrigten pCO2 gewöhnt und produziert eben immer wieder unspezifische Symptome, s.o. Diese stören den alltäglichen Ablauf mehr oder weniger stark. Die körperliche Abklärung der unspezifischen Symptome bei verschiedenen Ärzten, bleibt meistens ohne konkreten Befund.
Wenn hier der Fokus auf den Atem gerichtet wird, kann man fündig werden.
Wie wird die Diagnose des Hyperventilationssysndroms gestellt?
Ein Blutgansanalyse mit der Bestimmung des pCO2 bringt wohl die genauesten Ergebnisse, doch ist diese Messung sehr aufwändig und wird eher im Bereich der Notfallmedizin genutzt.
Über eine Anamnese, Erkennen von Atemmustern, die Durchführung einer VNS-Analyse und Atemanhaltetests ist es möglich, hinreichend gute Hinweise auf eine Hyperventilation zu bekommen.,
Nach meiner Erfahrung atmen viele Menschen zu viel, so dass viele Menschen - auch ohne manifeste Diagnose eines Hyperventilationssyndroms von der Atemtherapie profitieren.
Die Atemtherapie
Die Atemtherapie beginnt individuell, je nach Konstitution und Ziel (in Einzelsitzungen oder Seminaren).
Mit Entspannungs- und Atemübungen, sowie unterstützenden Verfahren, wie beispielsweise Akupunktur, lernen Sie wieder ruhig, langsam und friedvoll zu atmen - auch in stressigen Situationen….