Prävention ist heutzutage in aller Munde und wird von vielen Menschen praktiziert. Häufig werden die Gesundheitsempfehlungen als zu-sätzliche Aufgabe, Belastung oder sogar Stress empfunden, die es abzuarbeiten gilt. Präventionsbemühungen in solch einem Verständnis halte ich nicht für förderlich. Daher stelle ich Ihnen hier einen Ansatz vor, der sich mir seit Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit 1992 nach und nach erschlossen hat und der stressfrei funktionieren kann.
Ganzheitliche Prävention stellt die Individualität eines jeden Menschen in den Mittelpunkt und berücksichtigt das Zusammen-spiel von Körper, Seele und Geist. Dabei ist Spiritualität ein wesentlicher Faktor, auch für Gesundheit und Wohlbefinden. Um dies in sein Leben zu integrieren, bedarf es der Bereitschaft, sich und sein Leben liebevoll zu leben. Folgendes Zitat von Steed Dölger verdeutlicht dies sehr gut:
„Die wahre Heilung des Menschen geschieht stets in Liebe. Die wahre Heilung des Menschen ist stets eine Heilung für den Menschen, für die Mensch-heit, für die Erde und den ganzen Kosmos. Diese Heilung ist äußerst machtvoll und erweckt die Freude und die Liebe in Dir. Diese Heilung führt Dich zu der Ein-Sicht allen Verbundenseins“ (aus [1]).
Es gibt viele Arten von Liebe: die Mutterliebe, die partnerschaftliche Liebe, die Liebe unter Freunden, die Liebe zur Natur, zu Hobbies... Immer wenn sich das Herz öffnet, fühlen wir Liebe. Wenn wir lieben sind wir nicht ängst-lich oder ablehnend, sind nicht im Stress und können uns und andere so akzeptieren, wie wir/sie gerade sind.
Und es gibt die Selbstliebe, die vielen Men-schen nicht so leicht fällt. Sich selbst zu lieben oder zu akzeptieren und zu mögen oder sich selbst etwas Gutes zu tun, wird zum Teil ausgespart. Und doch liegt genau hier der Schlüssel für Wohlbefinden und Zufriedenheit. Denn je mehr sich ein Mensch akzeptiert, mag, liebt und damit die eigenen Grenzen selbstverständlich achtet und seine Bedürfnisse anerkennt, desto eher wird er anderen Menschen dasselbe zugestehen.
Er regelt so viele Dinge einfach selbstständig: Er steuert automatisch Herzfrequenz, Stärke des Herzschlags, Blutdruck, Atmung, Verdauung, Körpertemperatur, Schlaf-Wach-Rhythmus, Muskelaktivität und vieles mehr. Die Prozesse laufen unbewusst Sie müssen sich nicht darum kümmern. Erst wenn Sie Ihren Körper spüren, stimmt meistens irgendetwas nicht: Sie spüren Ihr Herz klopfen oder rasen, frieren, haben Verdauungsbeschwerden, können sich nicht mehr bewegen, etc…
Und Ihr Körper kann noch mehr: Er „weiß“, welche Bausteine für eine optimale Körper-tätigkeit fehlen und transferiert dieses Wis-sen durch die einzigartige Fähigkeit, Ihnen Appetit auf genau die Lebensmittel zu ver-mitteln, die diese Stoffe enthalten!
Aber Achtung: Wenn Ihr Körper lange einen benötigten Stoff nicht bekommen hat, weicht er auf andere Lebensmittel aus, die diesen oder einen ähnlichen Stoff enthal-ten. Diese Ausweichlebensmittel müssen nicht unbedingt gesundheitsförderlich sein. Zur Identifizierung dieser Mechanismen braucht es etwas Geduld und Entdeckergeist.
Über kleine Verletzungen denken Sie wahrscheinlich gar nicht nach. Möglicherweise bemerken Sie diese nicht einmal. So selbst-verständlich funktionieren die Selbstheilungskräfte des Körpers. Auch bei großen Wunden, beispielsweise einem Beinbruch, funktioniert dieser Mechanismus reibungslos: Die Ärzte schienen oder operieren die Knochen und platzieren diese in die optimale Stellung. Die Heilung des Gewebes geschieht durch die dem Körper innewohnen-de Weisheit. Auch darum müssen Sie sich keine Gedanken machen.
Ihr Körper ist ein williger Befehlsempfänger Er befolgt Ihre Anweisungen: denken, sprechen, gehen, das Geld im Supermarkt an der Kasse nachzählen, ins Auto einsteigen, essen, trinken. Der Körper bewertet nicht. Er denkt nicht darüber nach, ob die Umsetzung dieser Anweisung aus gesundheitlicher Sicht Sinn macht oder nicht. Er tut es einfach. Der Körper verzeiht!
Nach ausgiebigen Trinkgelagen oder überreichlichen Festessen mag Ihr Körper kurzfristig eine Erholungszeit einfordern, aber nach wenigen Stunden oder Tagen sind Sie wieder fit und leistungsfähig.
Diese immense Weisheit wohnt Ihrem Kör-per inne. Sie müssen sich nicht aktiv darum kümmern. Ihr Körper tut Ihnen gute Dienste. Genauso wie eine Freundschaft geachtet und gepflegt werden will, so können Sie Ihren Körper als Freund betrachten und ihn achten und pflegen. Sie können beginnen, die innewohnende Körperweisheit zu verstehen und für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu nutzen, Dies bedarf einer Entscheidung hin zur individuellen Wahrnehmung und Gestaltung.
Nun ist genau das allerdings nicht so einfach in einer Welt des boomenden Gesundheitsmarkts mit tausenden Expertenmeinungen und Mengen an Studien, die das ein oder andere Vorgehen belegen und/oder sogar dringend empfehlen – mit den besten Erfahrungsberichten der jeweiligen Nutzer. Ich persönlich glaube, dass diese Meinungen, Studien usw. wahrscheinlich alle mehr oder weniger ihre Richtigkeit haben. Jedoch eignen sie sich nicht für jeden Körper!
Auch wenn unsere Körper anatomisch vergleichbar aufgebaut sind, auch wenn un-sere Zellen vergleichbar funktionieren, gibt es doch im Feintuning gewaltige Un-terschiede:
Darüberhinaus hat auch die individuelle Lebenslage eine immense Wirkung auf unsere Gesundheit:
Diese Listen können um viele weitere Bei-spiele ergänzt werden. So kann es in mei-nem ganzheitlichen Verständnis des Menschen, im hier vorgestellten Körper-Seele-Geist-Verständnis, keine allgemein gültigen Empfehlungen geben.
Ähnliches gilt für die Themen Entspannung, Bewegung oder emotionale Balance: Wenn Sie Ihren Körper als Freund betrachten, gönnen Sie ihm Entspannungsphasen. Denn der natürliche Wechsel von Anspannung und Entspannung führt zu einem harmoni-schen Gleichgewicht und im Endeffekt zu Frische und Wohlbefinden. Auch beim Thema Entspannung gibt es individuelle Vorlie-ben und auch Lebensphasen-spezifischen Bedarf. So ist auch hier Individualität gefragt. Nehmen Sie sich die Zeit und finden Sie Ihre gerade passende Möglichkeit zu entspannen.
Manche Körper brauchen viel Bewegung, manche Höchstbelastungen, manche Aus-dauersport, andere eher Yoga/Gymnastik o. Ä. Manche Körper brauchen wenig Bewegung. Manchmal brauchen Körper einfach Ruhe. Manche Körper brauchen viel Schlaf, andere wenig. Auch hier sind Sie ge-fragt. Finden Sie heraus, was für Sie in wel-chem Augenblick sinnvoll ist.
Wer kennt Ihren Körper länger als Sie selbst? Und wer kann Auswirkungen besser beurteilen als Sie selbst? Die Entscheidung, Ihren Körper als Freund zu betrachten, können Sie jederzeit treffen und mit einer Schulung der Aufmerksamkeit und einer Sensibilisierung für den Körper und seine Bedürfnisse beginnen. Hier sind einige allgemeine Tipps:
Wenn Sie Widerstände entwickeln und Dinge, obwohl Sie sie als gut und richtig für sich erkannt haben, nicht umsetzen, schauen Sie sich Ihre Emotionen genauer an. Denn Widerstand hat seine Ursache meistens im Bereich der emotionalen Regulationsfähigkeit.
Die Gemeinsamkeit aller Empfehlungen liegt darin, liebevoll und fürsorgend auf sich selbst zu schauen. Sie stellen sich wieder in den Mittelpunkt Ihres Lebens.
Prävention im Körper-Seele-Geist-Verständ-nis vermittelt die Idee, die innere Stimme wieder zu hören und ihr zu vertrauen. Sie können es sich wie einen inneren Heiler vorstellen, eine Instanz, die Ihren Weg in die Heilung kennt. Nun sind wir wieder bei der Spiritualität und der Liebe angekommen:
„Die wahre Heilung des Menschen geschieht stets in Liebe.“
Prävention im Körper-Seele-Geist-Verständnis bezieht die Spiritualität als wesentlichen Faktor ganzheitlichen Heilens in Ideen und Empfehlungen ein. In diesem Sinne geschieht Heilung immer in Liebe. Der Körper wird als Freund betrachtet, der als Kunstwerk in seinem eigenen (Körper-)Bewusst-sein die körperlichen Vorgänge selbstständig steuert. Erst wenn etwas nicht funktioniert, wenn Symptome auftreten, fällt er in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Exemplarisch sind einige Möglichkeiten auf-geführt, mit denen jeder Mensch beginnen kann, liebevoll und aufmerksam die indivi-duellen Bedürfnisse seines Körpers wahrzu-nehmen und sie ggf. umzusetzen.
Dieser Artikel erschien im November 2019 im Naturheilkunde Journal.
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